Ahoi!
Heute Morgen erreichte mich eine frohe Botschaft: Das gemeinsam mit meinem ehemaligen, wunderbaren HBI-Kollegen Jan-Hinrik Schmidt verfasste Kapitel „Ethik der Onlineforschung“ ist endlich erschienen. Sing halleluja!
Wer meine Arbeit ein bisschen mitverfolgt, weiß, dass mir das Thema Forschungsethik seit meiner Magisterarbeit ein wichtiges Anliegen ist. Hin und wieder halte ich dazu Vorträge, insbesondere vor Nachwuchsforscherinnen (z. B. wieder Anfang Dezember am ComDigMed Erfurt) und auch einen Workshop zum Thema habe ich letztes Jahr organisiert. Weil es wichtig ist, dass wir nicht nur neue Methoden lernen, sondern dass wir uns auch mit den ethischen Implikationen und besonderen Herausforderungen onlinebasierter Verfahren auseinandersetzen. Im deutschen Sprachraum gibt es zum Thema Ethik der Online-Forschung im Vergleich zur internationalen Debatte aber bislang leider kaum Publikationen. Deshalb bin ich wirklich sehr froh, dass die Herausgeberinnen des Bandes „Handbuch Online-Forschung“ (Herbert von Halem, Köln, 2014) ethische Aspekte explizit zum Thema machen. Eine Diskussion der Scientific Community zu diesen Fragen scheint angesichts solcher Ausfälle wie dem „Facebook-Experiment“ notwendiger denn je (siehe dazu einen Beitrag des geschätzten Sebastian Deterding). Nicht nur, um Leitlinien für die Forschung zu schaffen und Wissenschaftlerinnen für ethische Aspekte ihrer Arbeit zu sensibilisieren. Nein, vor allem auch, um die Güte unserer Forschung zu gewährleisten und einem Verlust des gesellschaftlichen Vertrauens in die Wissenschaft entgegen zu steuern. Apropos: Momentan entsteht ein Beitrag von mir zu ethischen Dimensionen der Nutzung von Online-Kommunikationsspuren (a.k.a. Big Data) für sozialwissenschaftliche Forschung, aber mehr dazu zu gegebener Zeit.
Zurück zum „Handbuch Online-Forschung„: Worum es in unserem Text geht, hat Jan ja auf seinem Blog schon angesprochen. Auch ich möchte hier noch einmal das Abstract posten:
Der Beitrag befasst sich mit den für die Onlineforschung ethisch relevanten Besonderheiten der Online-Kommunikation (insbesondere: die Notwendigkeit, als Onlineforscher gezielt »Sichtbarkeit« herzustellen; die Entgrenzung von Privatheit und Öffentlichkeit; die Persistenz und Verknüpfbarkeit von Informationen). Anschließend werden zentrale forschungsethische Abwägungen diskutiert, und zwar im Hinblick auf die Notwendigkeit des Einholens einer Einwilligung zur Datenerhebung (in Abhängigkeit von Zugänglichkeit und Sensibilität der Daten), sowie die Art und Weise der Veröffentlichung von Ergebnissen. (Download)
Uns beiden war es wichtig, dass wir mit dem Kapitel so viele Forscherinnen als möglich erreichen. Leider sind Open Access-Publikationen aus diversen Gründen – über die man sich freilich trefflich streiten kann – noch längst nicht überall gang und gäbe. Daher sind wir sehr froh, dass uns Herbert von Halem einen Preprint zur Veröffentlichung bereitgestellt hat (Download). Da fehlen nun zwar die Seitenzahlen und das Layout ist natürlich auch nicht wie in der Printversion. Aber: immerhin.* Und natürlich solltet ihr alle unbedingt das „Handbuch Online-Forschung“ mit seinen ganz vielen spannenden Kapiteln zu neuen Online-Methoden, Big Data, Datenschutz usw. kaufen oder für eure Bibo bestellen – es lohnt sich!
Die empfohlene Zitation für unseren Beitrag ist übrigens: Heise, Nele / Schmidt, Jan-Hinrik (2014): Ethik der Online-Forschung. In: Martin Welker / Monika Taddicken / Jan-Hinrik Schmidt / Nikolaus Jackob (Hrsg.): Handbuch Online-Forschung. Sozialwissenschaftliche Datengewinnung und -auswertung in digitalen Netzen. Neue Schriften zur Online-Forschung, Band 12. Köln: Herbert von Halem Verlag. S. 519-539.
So much for now.
N.
* Ich stelle auf Anfrage eventuell auch gerne einen pre-pre-Print zur Verfügung, aber psssst.