Am Donnerstag, den 23. Oktober 2014, war ich zu Gast auf den Münchner Medientagen, um an der Podiumsdiskussion “Die verlinkte Generation. Wie suchen junge Leute nach Information und was bieten die Medien an?” (B5 Medienforum) des Bayerischen Rundfunks teilzunehmen. In Vorbereitung auf eine kurze, thesenartige Einführung der Diskussion habe ich mich durch zahlreiche Studien gewühlt. Und da das Thema sicher für einige von euch interessant ist, habe ich ein Exposé mit einigen Ergebnissen der Forschung zusammen geklöppelt, das ihr hier herunterladen könnt. Bitte beachten: Es handelt sich größtenteils um Auszüge aus den Studien, ich habe nur wenig davon selbst verfasst. Mein Beitrag ist eher die Zusammenstellung der Ergebnisse. Wer sich eingehender mit informationsbezogener Mediennutzung junger Menschen auseinandersetzen möchte, dem sei u. a. der aktuelle Medienkonvergenz Monitor (2013, hrsg. von Schorb) ans Herz gelegt, der viele interessante Aspekte zutage förderte.
Hier also meine Thesen, die ich zur Einleitung der Podiumsdiskussion vorgetragen habe (und die wissenschaftlichen Ansprüchen natürlich nicht 100%-ig genügen können):
- Die Mediennutzung junger Menschen ist heterogen und vielfältig – DIE junge Mediengeneration gibt es nicht. Genau wie bei Erwachsenen sind die Lebensstile, Vorlieben oder das soziale Leben von jungen Menschen sehr heterogen. Diese Vielfalt zeigt sich auch bei der Mediennutzung. Gerade junge Menschen legen Wert darauf, selbst entscheiden zu können, wann, wo und über welche Medienkanäle sie die Inhalte konsumieren. Sie nutzen zwar weiterhin klassische Medien wie Radio und Fernsehen, aber das Internet ist das Medium, das sie am häufigsten und über Smartphones zunehmend mobil nutzen.
- Informationen sind mehr als nur Nachrichten! Heranwachsende haben einen sehr breiten Informationsbegriff, der sich nur bedingt mit dem journalistischen Verständnis von „Information“ deckt. Sie befinden sich in einer Lebensphase mit vielfältigen Herausforderungen und haben daher besondere Informationsbedürfnisse, um z. B. im Freundeskreis mitreden zu können. Obwohl sich gerade jüngere Heranwachsende eher für Freizeit- und Lifestyle-Themen interessieren, sind sie keineswegs politisch desinteressiert. Es ist ihnen wichtig, in den Medien auch zu gesellschaftlich relevanten Themen wie Politik, Umwelt oder Menschenrechten informiert zu werden. Aber: die Darstellung dieser Themen in den Medien ist oft zu weit von ihrem Alltag entfernt.
- Junge Menschen haben hohe Ansprüche an die Qualität und Aufbereitung von Informationen. In ihrem wichtigsten Informationsmedium, dem Internet, nutzen sie eine breite Angebotspalette: am häufigsten die Suchmaschine Google, soziale Netzwerke wie Facebook, die Wikipedia, aber auch Audio- und Videoportale wie YouTube, wo Informationen ansprechend aufbereitet werden. Ältere Jugendliche informieren sich auch gerne auf den Online-Seiten von Print-und TV-Marken wie bild.de oder spiegel.de, die sie bereits aus der Offline-Welt kennen. Angebote wie Blogs oder Twitter spielen kaum eine Rolle. Gerade bei aktuellen Ereignissen und gesellschaftlich relevanten Themen sind aber auch die klassischen Medien, allen voran das Fernsehen, nach wie vor wichtig, da sie einen verlässlichen Rahmen bieten und junge Menschen auf die Arbeit professioneller Journalistinnen vertrauen. Die Informationen, gerade zu politischen Themen, sollen nicht nur verständlich, sondern auch unterhaltsam und abwechslungsreich sein. Außerdem wünschen sich junge Menschen Erklärungen und Hintergründe, um die Informationen einordnen zu können.
- Der Zugang zu Informationen ist für junge Menschen heute so vielfältig wie nie – das führt aber nicht automatisch dazu, dass sie besser informiert sind. Deshalb ist es wichtig, dass wir sie bei der Suche nach und der Bewertung von Informationen begleiten. Das ist nicht nur eine Aufgabe von Eltern oder Schule, sondern auch der etablierten Medienanbieterinnen, also Ihnen. Denn Ihnen und Ihren Angeboten bringen die jungen Mediennutzerinnen nach wie vor viel Vertrauen entgegen. Stellen Sie sich der Herausforderung, Ihrem jungen Publikum Informationen zu bieten, die ihren Fähigkeiten, vielfältigen Bedürfnissen und Interessen gerecht werden. Haben Sie dabei Mut, experimentieren Sie mit neuen Formen und machen Sie Ihre Inhalte im Netz mit anderen teilbar. Machen Sie Ihre Inhalte plattform- und geräteübergreifend dort verfügbar, wo sich junge Menschen aufhalten und Informationen zunehmend selbstbestimmt und jederzeit nutzen möchten. Bieten Sie Informationen mit Mehrwert, die junge Menschen mit ihrem Alltag in Beziehung setzen können. Und vor allem: Finden Sie heraus, was für junge Menschen relevant ist – sprechen Sie also mehr mit der „verlinkten“ Generation und nicht nur über sie! Meine letzte These lautet: Nehmen Sie junge Mediennutzerinnen ernst, denn sie werden – wenn alles gut läuft – noch sehr lange Ihr Publikum bleiben.
Das Feedback auf die Diskussion (dabei waren noch Thomas Hinrichs, Jochen Rausch und Daniel Bröckerhoff; Moderation: Andrea Kister) war insgesamt gut. Ich habe mich ein bisschen geärgert, dass die Herren die Debatte größtenteils für ÖRR-Scharmützel nutzten und damit häufig am eigentlichen Thema – welche Infos möchten und nutzen junge Menschen heute in den Medien – vorbei redeten. Ich habe mich zu einem kleinen verbalen Ausfall hinreißen lassen und ein bisschen geschimpft. Nun ja. So ist das manchmal.
Der Mitschnitt der Diskussion wurde am 2. November 2014 auf B5 ausgestrahlt (ARD Mediathek). Die TV-Aufzeichnung liegt am 8. November 2014 in der Sendereihe „Denkzeit“ auf ARD Alpha und kann in der ARD Mediathek angeschaut werden.
In diesem Sinne: stay informed.
N.
P.S. Die Bilder da oben: links ist das Twitter-Profil der innovativen britischen Informationssendung für junge Menschen, BBC Newsbeat, abgebildet. Und rechts sieht man den YouTuber LeFloid, der in seinen Videos auch aktuelle Ereignisse und Themen aufgreift und damit über 2 Mio. Abonnentinnen erreicht.